1. Überblick über Netplan in Ubuntu
Was ist Netplan?
Netplan ist ein Netzwerk-Konfigurationstool, das seit Ubuntu 17.10 verwendet wird. Früher wurden ifconfig
oder /etc/network/interfaces
genutzt, aber Netplan bietet ein neues, modernes Format als Ersatz. Das Hauptmerkmal von Netplan ist die Nutzung von YAML-Dateien zur Beschreibung der Netzwerkeinstellungen. Dadurch sind einfache und konsistente Konfigurationen möglich, selbst komplexe Netzwerke lassen sich unkompliziert verwalten.
Netplan unterstützt verschiedene Backends wie NetworkManager
und systemd-networkd
und wird sowohl in der Desktop- als auch in der Server-Version von Ubuntu eingesetzt. So kann das Netzwerk in unterschiedlichen Umgebungen auf die gleiche Art und Weise verwaltet werden.
Warum sollte man Netplan verwenden?
Im Vergleich zu herkömmlichen Methoden bietet Netplan folgende Vorteile:
- Einfache Syntax: Das YAML-Format ist intuitiv und strukturiert. Die Konfiguration ist übersichtlich und auch für Einsteiger leicht verständlich.
- Zentrale Verwaltung: Da Netplan sowohl im Desktop- als auch im Server-Umfeld eingesetzt werden kann, lassen sich verschiedene Netzwerkkonfigurationen zentral steuern.
- Dynamische Änderungen: Nach dem Bearbeiten der Konfigurationsdateien können Netzwerk-Einstellungen in Echtzeit übernommen werden.
Grundlegender Aufbau von Netplan
Die Konfigurationsdateien von Netplan befinden sich normalerweise im Verzeichnis /etc/netplan/
und haben die Endung .yaml
. Diese Dateien enthalten Einstellungen für Netzwerk-Interfaces, IP-Adressen und DNS-Server.
Ein einfaches Beispiel für eine Netplan-Konfiguration sieht folgendermaßen aus:
network:
version: 2
renderer: networkd
ethernets:
enp3s0:
dhcp4: true
In diesem Beispiel erhält das Ethernet-Interface enp3s0
seine IP-Adresse automatisch per DHCP.
Die Rolle von Netplan ab Ubuntu 18.04 LTS
Ab Ubuntu 18.04 LTS ist Netplan standardmäßig installiert und wird sowohl für die Netzwerkverwaltung auf Servern als auch auf Desktops verwendet. Gerade im Server-Bereich, wo mehrere Netzwerk-Interfaces oder statische IPs gebraucht werden, spielt die Flexibilität von Netplan eine große Rolle.
Im nächsten Abschnitt erklären wir, wie man Netzwerke mit Netplan konkret konfiguriert.

2. Grundlegende Netplan-Konfiguration
Speicherort der Netplan-Konfigurationsdateien
Die Netplan-Konfigurationsdateien befinden sich in der Regel im Verzeichnis /etc/netplan/
. Durch das Bearbeiten der .yaml
-Dateien in diesem Ordner kann das Netzwerk angepasst werden. Häufige Dateinamen sind beispielsweise 50-cloud-init.yaml
, dies kann aber je nach Umgebung variieren.
Zum Öffnen der Konfigurationsdatei kann man Editoren wie vi
oder nano
verwenden:
sudo vi /etc/netplan/50-cloud-init.yaml
DHCP (dynamische IP-Adresse) einrichten
Um die IP-Adresse automatisch per DHCP zu beziehen, kann folgende YAML-Konfiguration verwendet werden. Diese Einstellung ist besonders in Heim- und Büro-Umgebungen gängig:
network:
version: 2
renderer: networkd
ethernets:
enp3s0:
dhcp4: true
Statische IP-Adresse einrichten
In manchen Umgebungen müssen Server oder bestimmte Geräte mit festen IP-Adressen konfiguriert werden. Das folgende Beispiel zeigt eine Konfiguration für eine statische IP-Adresse:
network:
version: 2
renderer: networkd
ethernets:
enp3s0:
addresses:
- 192.168.1.100/24
gateway4: 192.168.1.1
nameservers:
addresses:
- 8.8.8.8
- 8.8.4.4
Anwenden der Konfiguration
Nach dem Bearbeiten der Konfigurationsdateien kann man die Einstellungen mit folgendem Befehl aktivieren:
sudo netplan apply
Überprüfen der Konfiguration
Um zu überprüfen, ob die Netplan-Konfiguration erfolgreich angewendet wurde, kann folgender Befehl genutzt werden:
ip a

3. Konfiguration mehrerer Netzwerk-Interfaces
Mehrere Ethernet-Interfaces konfigurieren
Bei Servern oder Geräten mit mehreren Netzwerk-Interfaces kann jedes Interface individuell konfiguriert werden. Im folgenden Beispiel sind zwei Ethernet-Interfaces unterschiedlich eingestellt:
network:
version: 2
renderer: networkd
ethernets:
enp3s0:
dhcp4: true
enp4s0:
addresses:
- 192.168.1.150/24
gateway4: 192.168.1.1
nameservers:
addresses:
- 8.8.8.8
- 8.8.4.4
Bonding zur Erhöhung der Redundanz
Durch „Bonding“ werden mehrere Netzwerk-Interfaces zu einem virtuellen Interface zusammengefasst, um Redundanz und Verfügbarkeit zu erhöhen. Das folgende Beispiel zeigt zwei gebündelte Interfaces als bond0
:
network:
version: 2
renderer: networkd
bonds:
bond0:
interfaces:
- enp3s0
- enp4s0
addresses:
- 192.168.1.200/24
gateway4: 192.168.1.1
nameservers:
addresses:
- 8.8.8.8
- 8.8.4.4
parameters:
mode: active-backup
primary: enp3s0
Wi-Fi-Verbindung konfigurieren
Mit Netplan kann auch WLAN eingerichtet werden. Das folgende Beispiel zeigt die Konfiguration für eine Verbindung mit einer bestimmten SSID:
network:
version: 2
renderer: networkd
wifis:
wlp2s0:
access-points:
"my_wifi_network":
password: "password1234"
dhcp4: true
VLAN-Konfiguration
Für bestimmte Anwendungsfälle kann das Netzwerk durch VLAN (Virtual LAN) logisch segmentiert werden. Auch dies ist mit Netplan möglich. Das folgende Beispiel richtet ein VLAN auf enp3s0
ein:
network:
version: 2
renderer: networkd
ethernets:
enp3s0:
dhcp4: true
vlans:
vlan10:
id: 10
link: enp3s0
addresses:
- 192.168.10.1/24

4. Erweiterte Netplan-Konfiguration
Statisches Routing einrichten
Wenn das Netzwerk über mehrere Router verbunden wird, sind statische Routen notwendig. Mit Netplan kann man solche Routen einfach festlegen. Hier ein Beispiel:
network:
version: 2
renderer: networkd
ethernets:
enp3s0:
addresses:
- 192.168.1.100/24
routes:
- to: 10.0.0.0/24
via: 192.168.1.1
In diesem Beispiel wird der gesamte Datenverkehr zum Netzwerk 10.0.0.0/24
über das Gateway 192.168.1.1
geleitet.
Mehrere Default-Gateways konfigurieren
Bei mehreren Netzwerk-Interfaces können jeweils unterschiedliche Default-Gateways gesetzt werden. Dies ist in Umgebungen nützlich, die den Zugang zum Internet über verschiedene Netzwerke benötigen:
network:
version: 2
renderer: networkd
ethernets:
enp3s0:
addresses:
- 192.168.1.100/24
gateway4: 192.168.1.1
enp4s0:
addresses:
- 10.0.0.100/24
gateway4: 10.0.0.1
DNS-Server einrichten
Mit Netplan lassen sich auch statische DNS-Server einfach konfigurieren. Im folgenden Beispiel werden die öffentlichen DNS-Server von Google angegeben:
network:
version: 2
renderer: networkd
ethernets:
enp3s0:
addresses:
- 192.168.1.100/24
nameservers:
addresses:
- 8.8.8.8
- 8.8.4.4
Erweiterte Bonding-Konfiguration
Neben dem zuvor vorgestellten Bonding-Modus kann der Betriebsmodus individuell angepasst werden. Im folgenden Beispiel wird der Round-Robin-Modus verwendet:
network:
version: 2
renderer: networkd
bonds:
bond0:
interfaces:
- enp3s0
- enp4s0
addresses:
- 192.168.1.200/24
gateway4: 192.168.1.1
nameservers:
addresses:
- 8.8.8.8
- 8.8.4.4
parameters:
mode: balance-rr
Im balance-rr
(Round Robin)-Modus wird die Bandbreite gleichmäßig auf beide Interfaces verteilt. Weitere Modi wie active-backup
für Failover oder balance-tlb
für Load-Balancing stehen ebenfalls zur Verfügung.
Erweiterte VLAN-Konfiguration
VLANs (Virtual LANs) werden genutzt, um große Netzwerke logisch zu segmentieren. Auch das lässt sich mit Netplan einfach einrichten. Im Beispiel wird das VLAN-Interface vlan100
konfiguriert:
network:
version: 2
renderer: networkd
ethernets:
enp3s0:
dhcp4: true
vlans:
vlan100:
id: 100
link: enp3s0
addresses:
- 192.168.100.1/24
Hier wird dem Interface enp3s0
die VLAN-ID 100 und die statische IP 192.168.100.1
zugewiesen. So lässt sich das Netzwerk in logische Segmente unterteilen.

5. Netplan: Fehlersuche und Problemlösung
Die Netplan-Konfiguration ist zwar sehr praktisch, aber Fehler in der Konfiguration oder spezielle Systemumgebungen können zu Problemen führen. In diesem Abschnitt werden häufige Probleme und deren Lösungen vorgestellt, damit Netzwerkfehler schnell behoben werden können.
Häufige Netplan-Probleme und ihre Ursachen
1. Änderungen werden nicht übernommen
Manchmal werden Änderungen trotz Ausführung des Befehls nicht übernommen. Mögliche Ursachen:
- Fehlerhafte Einrückung in YAML-Dateien: YAML ist sehr empfindlich bezüglich Leerzeichen und Tabs. Bereits kleine Fehler führen dazu, dass die Konfiguration nicht erkannt wird. Prüfen Sie daher die Einrückung sorgfältig.
- Falscher Interface-Name: Es muss der korrekte Name des Netzwerk-Interfaces angegeben werden. Mit
ip a
lässt sich der exakte Name herausfinden, der auch in der Konfiguration verwendet werden muss.
Lösungsansätze
- Nach dem Speichern der Konfiguration
netplan apply
ausführen. - Tritt ein Fehler auf, kann
sudo netplan try
genutzt werden, um die Änderungen zuerst zu testen. Innerhalb von 5 Minuten kann bei Problemen automatisch die alte Konfiguration wiederhergestellt werden.
sudo netplan apply
sudo netplan try
2. Netzwerkverbindung schlägt fehl
Wenn keine Netzwerkverbindung besteht, können folgende Ursachen vorliegen:
- Falsche Gateway- oder DNS-Konfiguration: Fehlerhafte Gateways oder DNS-Server verhindern die Internetverbindung. Überprüfen Sie die IP-Adressen und die angegebenen DNS-Server sorgfältig.
- Physische Probleme am Interface: Bei nicht korrekt angeschlossenen Kabeln oder defekten Geräten hilft auch eine korrekte Software-Konfiguration nicht. Prüfen Sie daher immer auch die Hardware.
Lösungsansätze
- Mit
ping
kann getestet werden, ob das Netzwerk erreichbar ist. Zum Beispiel kann man den Google-DNS-Server (8.8.8.8) anpingen:
ping 8.8.8.8
- Liegt ein Problem in der Konfiguration vor, erneut
netplan apply
ausführen und das Netzwerk mit folgendem Befehl neu starten:
sudo systemctl restart networkd
3. Fehler beim netplan apply
-Befehl
Wird beim Ausführen von netplan apply
eine Fehlermeldung angezeigt, liegt meist ein Problem in der Konfiguration oder bei der Erkennung der Interfaces vor.
- Beispiel-Fehlermeldung:
Error in network configuration: failed to bring up device enp3s0
Dieser Fehler tritt auf, wenn das angegebene Interface enp3s0
nicht erkannt wird. Überprüfen Sie mit ip a
, ob der Name korrekt ist.
Lösungsansätze
Lesen Sie die Fehlermeldungen aufmerksam und überprüfen Sie Interface-Namen, IP-Adressen, Einrückungen und Schreibweisen in der YAML-Datei.
Prüfung der Log-Dateien
Beim Troubleshooting sind System-Logs oft sehr hilfreich. Mit journalctl
lassen sich Netplan-bezogene Fehlermeldungen und Warnungen einsehen:
journalctl -u systemd-networkd
Dieser Befehl zeigt Netzwerk-Logs an. So können Fehler schnell identifiziert und gelöst werden.

6. Zusammenfassung und nächste Schritte mit Netplan
Mit Netplan lässt sich die Netzwerkkonfiguration unter Ubuntu einfach und effizient verwalten. In diesem Abschnitt werden die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst und weitere Schritte zur Vertiefung vorgeschlagen.
Die wichtigsten Vorteile von Netplan
Netplan bietet im Vergleich zu klassischen Methoden viele Vorteile:
- Intuitive YAML-Konfiguration: Netplan nutzt ein leicht verständliches YAML-Format, was die Konfiguration und Fehlersuche erleichtert.
- Flexible Netzwerkkonfiguration: Die Konfiguration mehrerer Interfaces, Bonding, statisches Routing und VLANs lassen sich klar und einfach umsetzen.
- Einheitliche Schnittstelle: Netplan unterstützt verschiedene Backends wie
systemd-networkd
undNetworkManager
und kann so plattformübergreifend genutzt werden. - Echtzeit-Änderungen: Mit einem einzigen Befehl werden Änderungen sofort übernommen, was Ausfallzeiten minimiert.
Weitere Anwendungsmöglichkeiten
Nach den Grundlagen empfiehlt es sich, sich mit fortgeschrittenen Netplan-Themen zu beschäftigen. Hier einige Beispiele für nächste Schritte:
- Virtuelle Netzwerke einrichten: Durch die Nutzung mehrerer VLANs kann das physische Netzwerk logisch segmentiert und die Sicherheit sowie Verwaltung verbessert werden – besonders relevant für große Infrastrukturen oder Cloud-Umgebungen.
- IPv6-Konfiguration: Da IPv4-Adressen knapp werden, lohnt sich die Vorbereitung auf IPv6 mit Netplan.
- Automatisierungsskripte: Durch Scripting und Tools wie Ansible oder Puppet lassen sich Netplan-Konfigurationen automatisieren und im großen Maßstab verwalten.
- Erhöhung der Netzwerksicherheit: Mit Netplan kann die Netzwerksicherheit durch Firewall-Regeln, Zugangsbeschränkungen und Netzsegmentierung gezielt verbessert werden.
Empfohlene Ressourcen für die Vertiefung
Die offizielle Netplan-Dokumentation sowie technische Infos zu Ubuntu-Netzwerken sind ausgezeichnete Quellen für weiterführendes Lernen. Auch Foren und Technik-Blogs sind hilfreich. Hier einige Empfehlungen:
- Offizielle Netplan-Dokumentation: Die zuverlässigste Informationsquelle für alle Netplan-Einstellungen und Optionen.
- Ubuntu Community Help Wiki: Die Community bietet zahlreiche Praxistipps und Problemlösungen.
- Technik-Foren und Blogs: Foren wie Ask Ubuntu oder Stack Overflow sowie Blogs bieten viele Praxisbeispiele und aktuelle Infos.