- 1 1. Einleitung
- 2 2. Voraussetzungen und Vorbereitung
- 3 3. Installation der Desktop-Umgebung
- 4 4. Installation und Konfiguration des VNC-Servers
- 5 5. VNC-Server als Systemdienst (Autostart)
- 6 6. Verbindung mit dem Client
- 7 7. Japanische Eingabe einrichten
- 8 8. SSH-Tunnel zur Absicherung von VNC
- 9 9. Häufige Fehler und Lösungen
- 10 10. Fazit
1. Einleitung
Warum sollte man VNC unter Ubuntu verwenden?
Die beliebte Linux-Distribution „Ubuntu“ wird häufig für Entwicklungs- oder Serverzwecke eingesetzt. In den meisten Fällen erfolgt die Bedienung eines Ubuntu-Servers über die Kommandozeile, jedoch gibt es viele Situationen, in denen eine grafische Benutzeroberfläche (GUI) gewünscht wird.
Hier kommt VNC (Virtual Network Computing) ins Spiel. Mit VNC können Sie remote über das Netzwerk auf eine Ubuntu-Maschine zugreifen und diese nahezu genauso bedienen, als säßen Sie direkt davor. Dadurch wird die Bedienung visuell vereinfacht – insbesondere für Linux-Einsteiger oder Windows-Umsteiger, die weniger Erfahrung mit der Kommandozeile haben.
Bedarf an Remote-Desktop-Lösungen
Durch den wachsenden Trend zu Remote Work steigt die Nachfrage, Ubuntu mit VNC als Remote-Desktop zu betreiben. Besonders bei Entwickler-Servern mit Ubuntu führt die Möglichkeit zur GUI-Bedienung per VNC zu mehr Effizienz bei Konfiguration und Wartung.
Auch die Nutzung von GUI-Desktops auf Cloud- oder VPS-basierten Ubuntu-Systemen wird immer gefragter. Hier bietet VNC eine flexible Brücke zwischen Terminal und Desktop.
Zielgruppe und Ziel dieses Artikels
Dieser Artikel richtet sich an folgende Nutzer:
- Diejenigen, die erstmals VNC unter Ubuntu einrichten möchten
- Wer sich allein mit der CLI unwohl fühlt und eine GUI-Umgebung wünscht
- Wer über SSH an seine Grenzen stößt, aber VNC statt RDP bevorzugt
- Wer eine komfortable Remote-Umgebung inklusive japanischer Eingabe schaffen möchte
Wir erklären Schritt für Schritt und einsteigerfreundlich, wie Sie einen VNC-Server unter Ubuntu einrichten und von extern darauf zugreifen. Besonderheiten wie die japanische Eingabe sowie sichere Verbindung über SSH-Tunnel werden ebenfalls behandelt.
2. Voraussetzungen und Vorbereitung
Was vor der Installation von VNC auf Ubuntu zu beachten ist
Zur Nutzung eines VNC-Servers auf Ubuntu sind einige Voraussetzungen zu prüfen und vorzubereiten. In diesem Abschnitt listen wir die wichtigsten Punkte für den Einstieg.
Unterstützte Ubuntu-Versionen
Dieser Artikel bezieht sich auf Ubuntu 20.04 LTS und Ubuntu 22.04 LTS, da diese Versionen aktuell weit verbreitet und kompatibel zu VNC-Servern und japanischer Eingabe sind.
Bei anderen Versionen sind die Grundprinzipien ähnlich, manche Paketnamen oder Funktionsweisen können aber abweichen.
Server-Anforderungen und Konfiguration
Da VNC grafische Oberflächen überträgt, benötigt das System gewisse Ressourcen (CPU & RAM). Empfohlene Voraussetzungen:
- CPU: Mindestens Dual-Core (ab ca. 1GHz)
- Arbeitsspeicher: Mindestens 2GB (z. B. für Xfce als leichtgewichtige Desktop-Umgebung)
- Speicherplatz: Mindestens 10GB frei
- Netzwerk: SSH-Zugriff möglich, VNC-Port (Standard: 5901) in der Firewall offen
Erforderliche Rechte und Tools
Für die Installation und Einrichtung von VNC benötigen Sie:
- Nutzerkonto mit sudo-Rechten
- SSH-Client (unter Windows z.B. PuTTY, unter macOS/Linux Terminal)
Da die Einrichtung meist remote erfolgt, muss SSH auf dem Ubuntu-Server aktiviert sein. Falls nicht, installieren Sie es mit sudo apt install openssh-server
.
Wahl der Desktop-Umgebung
VNC überträgt grafische Oberflächen, daher ist eine Desktop-Umgebung unter Ubuntu erforderlich. Die Standard-GNOME-Umgebung von „Ubuntu Desktop“ ist für Server meist zu schwergewichtig.
Daher empfehlen wir in diesem Artikel leichtgewichtige Desktops wie Xfce oder MATE:
- Xfce: Sehr leichtgewichtig und stabil, besonders für Einsteiger
- MATE: Klassische Oberfläche, ebenfalls recht ressourcenschonend
Details zur Auswahl folgen im nächsten Kapitel.
3. Installation der Desktop-Umgebung
Warum ist eine Desktop-Umgebung nötig?
Ohne Desktop-Umgebung bleibt der Bildschirm bei VNC schwarz! Da VNC die GUI remote überträgt, ist eine Desktop-Umgebung auf dem Ubuntu-Server unerlässlich.
Auswahl einer leichtgewichtigen Desktop-Umgebung
Ideal für VNC sind leichtgewichtige, stabile Desktop-Umgebungen. Zwei populäre Optionen:
1. Xfce
Xfce ist extrem ressourcenschonend und läuft auch auf älteren PCs oder günstigen VPS sehr flüssig. Mit seinem einfachen Design eignet es sich ideal für den Remote-Zugriff per VNC.
2. MATE
MATE basiert auf GNOME 2, ist klassisch, etwas funktionsreicher als Xfce, aber trotzdem relativ leichtgewichtig und sehr stabil.
Installation von Xfce (empfohlen)
Installieren Sie Xfce mit folgendem Befehl:
sudo apt update
sudo apt install -y xfce4 xfce4-goodies
xfce4-goodies
liefert nützliche Zusatztools.
Die Installation kann einige Minuten dauern – prüfen Sie, ob Fehler auftreten.
Installation von MATE (Alternative)
Für MATE verwenden Sie:
sudo apt update
sudo apt install -y ubuntu-mate-core
MATE benötigt etwas mehr Ressourcen, bietet aber ein traditionelles Desktop-Erlebnis.
Hinweis: Keine Mehrfachinstallation von Desktop-Umgebungen
Installieren Sie nur eine Desktop-Umgebung (z.B. Xfce oder MATE)! Mehrere parallel verursachen Komplikationen bei der VNC-Konfiguration.
4. Installation und Konfiguration des VNC-Servers
Welchen VNC-Server braucht man unter Ubuntu?
VNC besteht aus Client- und Server-Software. Unter Ubuntu installieren Sie den VNC-Server.
Wir empfehlen TigerVNC als aktuelle und performante Lösung (Alternative: TightVNC).
- TigerVNC (empfohlen): Schnell, stabil, gut mit Xfce/MATE kompatibel
- TightVNC: Sehr leichtgewichtig, aber kaum noch weiterentwickelt
Installation von TigerVNC
sudo apt update
sudo apt install -y tigervnc-standalone-server tigervnc-common
Erster Start und Passwortvergabe
Beim ersten Start des VNC-Servers richten Sie das Zugriffs-Passwort ein:
vncserver
Sie werden aufgefordert, ein Passwort zu vergeben (View-Only-Passwort ist meist unnötig).
Bearbeiten der VNC-Konfigurationsdatei (xstartup)
Nach dem ersten Start wird ~/.vnc/xstartup
erstellt. Dort definieren Sie, welche Desktop-Umgebung bei der VNC-Sitzung geladen wird.
Beispiel für Xfce:
#!/bin/sh
xrdb $HOME/.Xresources
startxfce4 &
Beispiel für MATE:
#!/bin/sh
xrdb $HOME/.Xresources
mate-session &
Machen Sie die Datei ausführbar:
chmod +x ~/.vnc/xstartup
Start und Testen der VNC-Sitzung
Starten Sie die Sitzung mit:
vncserver :1
:1
steht für Display 1 → Port 5901.
Beenden der Sitzung
vncserver -kill :1
5. VNC-Server als Systemdienst (Autostart)
Warum VNC als Dienst automatisch starten?
Das manuelle Starten ist umständlich. Außerdem würde VNC nach einem Neustart nicht automatisch laufen.
Daher wird empfohlen, VNC als Systemd-Service einzurichten:
Systemd-Service-Datei anlegen
Für Display :1:
sudo nano /etc/systemd/system/vncserver@:1.service
Inhalt (ersetzen Sie yourusername
durch Ihren Nutzernamen):
[Unit]
Description=Start TigerVNC server at startup
After=network.target
[Service]
Type=forking
User=yourusername
PAMName=login
PIDFile=/home/yourusername/.vnc/%H:%i.pid
ExecStartPre=-/usr/bin/vncserver -kill :%i > /dev/null 2>&1
ExecStart=/usr/bin/vncserver :%i -geometry 1280x800 -depth 24
ExecStop=/usr/bin/vncserver -kill :%i
[Install]
WantedBy=multi-user.target
geometry
= Auflösung, nach Bedarf ändern.
Service aktivieren und starten
sudo systemctl daemon-reexec
sudo systemctl daemon-reload
sudo systemctl enable vncserver@:1.service
sudo systemctl start vncserver@:1.service
Status prüfen
sudo systemctl status vncserver@:1.service
Wenn Active: active (running)
angezeigt wird, läuft alles korrekt.
Hinweis: Dienst ist benutzergebunden
Pro User muss eine eigene Service-Datei angelegt werden.
6. Verbindung mit dem Client
Was ist ein VNC-Client?
Damit Sie den Ubuntu-Server remote bedienen können, benötigen Sie auf Ihrem Client-PC einen sogenannten VNC Viewer.
Empfohlene VNC-Clients
Client | Betriebssystem | Merkmale |
---|---|---|
RealVNC Viewer | Windows / Mac / Linux / iOS / Android | Stabil, einfach, für Unternehmen geeignet |
TigerVNC Viewer | Windows / Mac / Linux | Open Source, flexibel |
UltraVNC | Windows | Viele Funktionen, für Fortgeschrittene |
Remmina | Nur Linux | Multi-Protokoll, GUI |
RealVNC Viewer oder TigerVNC Viewer sind empfehlenswert.
Verbindungsaufbau (z.B. mit RealVNC Viewer)
1. Laden Sie RealVNC Viewer von der offiziellen Website (https://www.realvnc.com/) herunter und installieren Sie ihn.
2. Geben Sie als Ziel ein:
<Server-IP-Adresse>:5901
oder
<Server-IP-Adresse>:1
(Beide Angaben sind gleichwertig: 5900 + Display-Nummer)
3. Geben Sie das bei der Einrichtung gewählte VNC-Passwort ein. Nach erfolgreicher Verbindung erscheint der Ubuntu-Desktop.
Troubleshooting: Wenn die Verbindung fehlschlägt
- Port 5901 ist gesperrt: Firewall/Sicherheitsgruppe prüfen.
- Kein SSH-Tunnel?: VNC-Port ist aus Sicherheitsgründen oft nicht offen – siehe nächstes Kapitel.
Verbindung von Mac oder Smartphone
Auch auf macOS/iOS/Android stehen VNC-Clients zur Verfügung. Die Verbindung erfolgt analog zu Windows.
7. Japanische Eingabe einrichten
Warum ist die japanische Eingabe unter VNC relevant?
Oft ist nach der VNC-Einrichtung die japanische Texteingabe nicht sofort möglich, was die Arbeit z.B. bei Dateinamen oder in Editoren erschwert.
Ubuntu wird oft mit englischer Sprache installiert; dann fehlt oft die japanische Sprachunterstützung. In diesem Kapitel erklären wir die nötigen Schritte.
Japanisches Sprachpaket installieren
sudo apt update
sudo apt install -y language-pack-ja
Danach Locale setzen:
sudo update-locale LANG=ja_JP.UTF-8
Nach dem nächsten Login oder Neustart wird das GUI (optional) auf Japanisch angezeigt.
Eingabemethode wählen: fcitx vs ibus
Für die japanische Eingabe stehen zwei Methoden zur Verfügung:
Eingabemethode | Merkmale |
---|---|
fcitx-mozc | Leicht, einfach zu konfigurieren, stabil unter VNC |
ibus-mozc | Besser für GNOME, kann unter VNC instabil sein |
fcitx-mozc ist unter VNC meist zuverlässiger.
Installation und Einrichtung von fcitx-mozc
sudo apt install -y fcitx-mozc
Umgebung festlegen:
Fügen Sie dies in ~/.xprofile oder ~/.profile ein:
export GTK_IM_MODULE=fcitx
export QT_IM_MODULE=fcitx
export XMODIFIERS="@im=fcitx"
Starten Sie fcitx beim Session-Start:
fcitx &
Auch sinnvoll im ~/.vnc/xstartup
:
#!/bin/sh
xrdb $HOME/.Xresources
fcitx &
startxfce4 &
Prüfen Sie nach dem Login, ob Mozc aktiv ist (fcitx-config-gtk3 o.Ä.).
Mit Alt+Leertaste oder Ctrl+Space schalten Sie den Eingabemodus um.
Häufige Probleme und Lösungen
Problem | Ursache/Lösung |
---|---|
IME startet nicht | fcitx wurde nicht gestartet / Umgebungsvariablen fehlen |
Keine Kanji-Umwandlung | Mozc nicht aktiviert / fcitx falsch konfiguriert |
fcitx muss jedes Mal manuell gestartet werden | fcitx & fehlt in .xstartup |
8. SSH-Tunnel zur Absicherung von VNC
VNC ist standardmäßig nicht verschlüsselt
VNC überträgt Passwörter und Bildschirminhalte standardmäßig unverschlüsselt – ein Sicherheitsrisiko!
Der SSH-Tunnel verschlüsselt die Verbindung und ist bei Fernzugriff unerlässlich.
Was ist ein SSH-Tunnel?
Mit SSH-Tunneling wird eine sichere Verbindung für bestimmte Ports (z.B. 5901) aufgebaut, sodass die Daten geschützt sind.
SSH-Tunnel mit Windows (PuTTY)
1. PuTTY von https://www.putty.org/ herunterladen und installieren.
2. Im Tab „Session“ die Server-IP und Port 22 eintragen.
3. Im Menü zu „Connection“ → „SSH“ → „Tunnels“ navigieren und einrichten:
- Source port: 5901
- Destination: localhost:5901
- „Local“ wählen, „Add“ klicken
4. „Open“ klicken und verbinden. Nun ist der lokale Port 5901 mit dem Server-Port 5901 verbunden.
SSH-Tunnel unter macOS / Linux
Im Terminal:
ssh -L 5901:localhost:5901 benutzer@server-ip
Nach Aufbau:
localhost:5901
als Ziel im VNC-Viewer angeben.
- Firewall: Port 22 (SSH) muss offen sein.
- Im VNC-Client: Nicht Server-IP, sondern
localhost:5901
angeben.
Kriterium | Beschreibung |
---|---|
Verschlüsselung | Schützt VNC-Verkehr durch SSH |
Einfachere Firewall | Kein VNC-Port nach außen nötig |
Zugriffsprotokoll | SSH-Logs überwachen unbefugte Zugriffe |
9. Häufige Fehler und Lösungen
Fehler 1: Nach dem Verbinden bleibt der Bildschirm schwarz/grau
~/.vnc/xstartup
enthält Fehler- Desktop-Umgebung startet nicht korrekt
Lösung:
#!/bin/sh
xrdb $HOME/.Xresources
startxfce4 &
chmod +x ~/.vnc/xstartup
vncserver -kill :1
vncserver :1
Fehler 2: Keine japanische Eingabe/Konvertierung möglich
- fcitx/Mozc läuft nicht
- Umgebungsvariablen fehlen
Lösung:
export GTK_IM_MODULE=fcitx
export QT_IM_MODULE=fcitx
export XMODIFIERS="@im=fcitx"
fcitx &
Fehler 3: VNC-Verbindung ist instabil/abbrüche/langsam
- Zu wenig Bandbreite
- Zu hohe Auflösung/Farbtiefe
Lösung:
vncserver :1 -geometry 1024x768 -depth 16
oder SSH-Tunnel verwenden.
Fehler 4: Kein Login-Screen im VNC
Das ist Standard, da VNC eine eigene Sitzung startet. Bei Multiuser-Bedarf ggf. xrdp prüfen.
Fehler 5: VNC-Session kann nicht gestartet werden/Zugriffsfehler
- Fehler in der Service-Datei
- Alte PID-Dateien im Weg
Lösung:
vncserver -kill :1
rm ~/.vnc/*.pid
rm ~/.vnc/*.log
vncserver :1
Weitere Hinweise: Prüfen Sie ~/.vnc/*.log
und verwenden Sie pro Nutzer eine eigene Display-Nummer.
10. Fazit
Zusammenfassung der Einrichtungsschritte
- Voraussetzungen und Vorbereitung: Geeignete Ubuntu-Version, Desktop, SSH
- Desktop-Umgebung: Xfce oder MATE installieren
- TigerVNC einrichten: Zuverlässigen VNC-Server konfigurieren
- Autostart konfigurieren: Als Systemdienst mit systemd
- Client-Verbindung: RealVNC Viewer oder TigerVNC Viewer
- Japanische Eingabe: fcitx-mozc, Variablen anpassen
- SSH-Tunnel nutzen: Für sichere Verbindung
- Fehlerbehebung: Praktische Tipps für typische Probleme
Für die weitere Nutzung
Nach einmaliger Einrichtung können Sie Ubuntu remote bedienen, fast wie lokal. Besonders nützlich für:
- VPS-/Cloud-Ubuntu mit GUI-Desktop
- Geteilte Umgebungen im Team (verschiedene Display-Nummern)
- CLI-Skeptiker, die per GUI arbeiten möchten
Für Multimedia/hohe Sicherheitsanforderungen empfehlen sich Alternativen wie xrdp oder NoMachine.
Zum Abschluss
Die Einrichtung von VNC unter Ubuntu ist – auch wenn sie komplex wirkt – mit dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung gut zu meistern. Wir hoffen, dass dieser Artikel Sie bei der erfolgreichen Konfiguration unterstützt.
Bei Fragen nutzen Sie gern die Kommentare oder Social Media. Viel Erfolg und Freude mit Ihrem Ubuntu-Remote-Desktop!