Ubuntu Remote Desktop einrichten: VNC-Server (TigerVNC & Xfce) Schritt für Schritt erklärt

目次

1. Einleitung

Warum sollte man VNC unter Ubuntu verwenden?

Die beliebte Linux-Distribution „Ubuntu“ wird häufig für Entwicklungs- oder Serverzwecke eingesetzt. In den meisten Fällen erfolgt die Bedienung eines Ubuntu-Servers über die Kommandozeile, jedoch gibt es viele Situationen, in denen eine grafische Benutzeroberfläche (GUI) gewünscht wird.

Hier kommt VNC (Virtual Network Computing) ins Spiel. Mit VNC können Sie remote über das Netzwerk auf eine Ubuntu-Maschine zugreifen und diese nahezu genauso bedienen, als säßen Sie direkt davor. Dadurch wird die Bedienung visuell vereinfacht – insbesondere für Linux-Einsteiger oder Windows-Umsteiger, die weniger Erfahrung mit der Kommandozeile haben.

Bedarf an Remote-Desktop-Lösungen

Durch den wachsenden Trend zu Remote Work steigt die Nachfrage, Ubuntu mit VNC als Remote-Desktop zu betreiben. Besonders bei Entwickler-Servern mit Ubuntu führt die Möglichkeit zur GUI-Bedienung per VNC zu mehr Effizienz bei Konfiguration und Wartung.

Auch die Nutzung von GUI-Desktops auf Cloud- oder VPS-basierten Ubuntu-Systemen wird immer gefragter. Hier bietet VNC eine flexible Brücke zwischen Terminal und Desktop.

Zielgruppe und Ziel dieses Artikels

Dieser Artikel richtet sich an folgende Nutzer:

  • Diejenigen, die erstmals VNC unter Ubuntu einrichten möchten
  • Wer sich allein mit der CLI unwohl fühlt und eine GUI-Umgebung wünscht
  • Wer über SSH an seine Grenzen stößt, aber VNC statt RDP bevorzugt
  • Wer eine komfortable Remote-Umgebung inklusive japanischer Eingabe schaffen möchte

Wir erklären Schritt für Schritt und einsteigerfreundlich, wie Sie einen VNC-Server unter Ubuntu einrichten und von extern darauf zugreifen. Besonderheiten wie die japanische Eingabe sowie sichere Verbindung über SSH-Tunnel werden ebenfalls behandelt.

2. Voraussetzungen und Vorbereitung

Was vor der Installation von VNC auf Ubuntu zu beachten ist

Zur Nutzung eines VNC-Servers auf Ubuntu sind einige Voraussetzungen zu prüfen und vorzubereiten. In diesem Abschnitt listen wir die wichtigsten Punkte für den Einstieg.

Unterstützte Ubuntu-Versionen

Dieser Artikel bezieht sich auf Ubuntu 20.04 LTS und Ubuntu 22.04 LTS, da diese Versionen aktuell weit verbreitet und kompatibel zu VNC-Servern und japanischer Eingabe sind.

Bei anderen Versionen sind die Grundprinzipien ähnlich, manche Paketnamen oder Funktionsweisen können aber abweichen.

Server-Anforderungen und Konfiguration

Da VNC grafische Oberflächen überträgt, benötigt das System gewisse Ressourcen (CPU & RAM). Empfohlene Voraussetzungen:

  • CPU: Mindestens Dual-Core (ab ca. 1GHz)
  • Arbeitsspeicher: Mindestens 2GB (z. B. für Xfce als leichtgewichtige Desktop-Umgebung)
  • Speicherplatz: Mindestens 10GB frei
  • Netzwerk: SSH-Zugriff möglich, VNC-Port (Standard: 5901) in der Firewall offen

Erforderliche Rechte und Tools

Für die Installation und Einrichtung von VNC benötigen Sie:

  • Nutzerkonto mit sudo-Rechten
  • SSH-Client (unter Windows z.B. PuTTY, unter macOS/Linux Terminal)

Da die Einrichtung meist remote erfolgt, muss SSH auf dem Ubuntu-Server aktiviert sein. Falls nicht, installieren Sie es mit sudo apt install openssh-server.

Wahl der Desktop-Umgebung

VNC überträgt grafische Oberflächen, daher ist eine Desktop-Umgebung unter Ubuntu erforderlich. Die Standard-GNOME-Umgebung von „Ubuntu Desktop“ ist für Server meist zu schwergewichtig.

Daher empfehlen wir in diesem Artikel leichtgewichtige Desktops wie Xfce oder MATE:

  • Xfce: Sehr leichtgewichtig und stabil, besonders für Einsteiger
  • MATE: Klassische Oberfläche, ebenfalls recht ressourcenschonend

Details zur Auswahl folgen im nächsten Kapitel.

3. Installation der Desktop-Umgebung

Warum ist eine Desktop-Umgebung nötig?

Ohne Desktop-Umgebung bleibt der Bildschirm bei VNC schwarz! Da VNC die GUI remote überträgt, ist eine Desktop-Umgebung auf dem Ubuntu-Server unerlässlich.

Auswahl einer leichtgewichtigen Desktop-Umgebung

Ideal für VNC sind leichtgewichtige, stabile Desktop-Umgebungen. Zwei populäre Optionen:

1. Xfce

Xfce ist extrem ressourcenschonend und läuft auch auf älteren PCs oder günstigen VPS sehr flüssig. Mit seinem einfachen Design eignet es sich ideal für den Remote-Zugriff per VNC.

2. MATE

MATE basiert auf GNOME 2, ist klassisch, etwas funktionsreicher als Xfce, aber trotzdem relativ leichtgewichtig und sehr stabil.

Installation von Xfce (empfohlen)

Installieren Sie Xfce mit folgendem Befehl:

sudo apt update
sudo apt install -y xfce4 xfce4-goodies

xfce4-goodies liefert nützliche Zusatztools.

Die Installation kann einige Minuten dauern – prüfen Sie, ob Fehler auftreten.

Installation von MATE (Alternative)

Für MATE verwenden Sie:

sudo apt update
sudo apt install -y ubuntu-mate-core

MATE benötigt etwas mehr Ressourcen, bietet aber ein traditionelles Desktop-Erlebnis.

Hinweis: Keine Mehrfachinstallation von Desktop-Umgebungen

Installieren Sie nur eine Desktop-Umgebung (z.B. Xfce oder MATE)! Mehrere parallel verursachen Komplikationen bei der VNC-Konfiguration.

4. Installation und Konfiguration des VNC-Servers

Welchen VNC-Server braucht man unter Ubuntu?

VNC besteht aus Client- und Server-Software. Unter Ubuntu installieren Sie den VNC-Server.

Wir empfehlen TigerVNC als aktuelle und performante Lösung (Alternative: TightVNC).

  • TigerVNC (empfohlen): Schnell, stabil, gut mit Xfce/MATE kompatibel
  • TightVNC: Sehr leichtgewichtig, aber kaum noch weiterentwickelt

Installation von TigerVNC

sudo apt update
sudo apt install -y tigervnc-standalone-server tigervnc-common

Erster Start und Passwortvergabe

Beim ersten Start des VNC-Servers richten Sie das Zugriffs-Passwort ein:

vncserver

Sie werden aufgefordert, ein Passwort zu vergeben (View-Only-Passwort ist meist unnötig).

Bearbeiten der VNC-Konfigurationsdatei (xstartup)

Nach dem ersten Start wird ~/.vnc/xstartup erstellt. Dort definieren Sie, welche Desktop-Umgebung bei der VNC-Sitzung geladen wird.

Beispiel für Xfce:

#!/bin/sh
xrdb $HOME/.Xresources
startxfce4 &

Beispiel für MATE:

#!/bin/sh
xrdb $HOME/.Xresources
mate-session &

Machen Sie die Datei ausführbar:

chmod +x ~/.vnc/xstartup

Start und Testen der VNC-Sitzung

Starten Sie die Sitzung mit:

vncserver :1

:1 steht für Display 1 → Port 5901.

Beenden der Sitzung

vncserver -kill :1

5. VNC-Server als Systemdienst (Autostart)

Warum VNC als Dienst automatisch starten?

Das manuelle Starten ist umständlich. Außerdem würde VNC nach einem Neustart nicht automatisch laufen.

Daher wird empfohlen, VNC als Systemd-Service einzurichten:

Systemd-Service-Datei anlegen

Für Display :1:

sudo nano /etc/systemd/system/vncserver@:1.service

Inhalt (ersetzen Sie yourusername durch Ihren Nutzernamen):

[Unit]
Description=Start TigerVNC server at startup
After=network.target

[Service]
Type=forking
User=yourusername
PAMName=login
PIDFile=/home/yourusername/.vnc/%H:%i.pid
ExecStartPre=-/usr/bin/vncserver -kill :%i > /dev/null 2>&1
ExecStart=/usr/bin/vncserver :%i -geometry 1280x800 -depth 24
ExecStop=/usr/bin/vncserver -kill :%i

[Install]
WantedBy=multi-user.target

geometry = Auflösung, nach Bedarf ändern.

Service aktivieren und starten

sudo systemctl daemon-reexec
sudo systemctl daemon-reload
sudo systemctl enable vncserver@:1.service
sudo systemctl start vncserver@:1.service

Status prüfen

sudo systemctl status vncserver@:1.service

Wenn Active: active (running) angezeigt wird, läuft alles korrekt.

Hinweis: Dienst ist benutzergebunden

Pro User muss eine eigene Service-Datei angelegt werden.

6. Verbindung mit dem Client

Was ist ein VNC-Client?

Damit Sie den Ubuntu-Server remote bedienen können, benötigen Sie auf Ihrem Client-PC einen sogenannten VNC Viewer.

Empfohlene VNC-Clients

ClientBetriebssystemMerkmale
RealVNC ViewerWindows / Mac / Linux / iOS / AndroidStabil, einfach, für Unternehmen geeignet
TigerVNC ViewerWindows / Mac / LinuxOpen Source, flexibel
UltraVNCWindowsViele Funktionen, für Fortgeschrittene
RemminaNur LinuxMulti-Protokoll, GUI

RealVNC Viewer oder TigerVNC Viewer sind empfehlenswert.

Verbindungsaufbau (z.B. mit RealVNC Viewer)

1. Laden Sie RealVNC Viewer von der offiziellen Website (https://www.realvnc.com/) herunter und installieren Sie ihn.
2. Geben Sie als Ziel ein:

<Server-IP-Adresse>:5901

oder

<Server-IP-Adresse>:1

(Beide Angaben sind gleichwertig: 5900 + Display-Nummer)

3. Geben Sie das bei der Einrichtung gewählte VNC-Passwort ein. Nach erfolgreicher Verbindung erscheint der Ubuntu-Desktop.

Troubleshooting: Wenn die Verbindung fehlschlägt

  • Port 5901 ist gesperrt: Firewall/Sicherheitsgruppe prüfen.
  • Kein SSH-Tunnel?: VNC-Port ist aus Sicherheitsgründen oft nicht offen – siehe nächstes Kapitel.

Verbindung von Mac oder Smartphone

Auch auf macOS/iOS/Android stehen VNC-Clients zur Verfügung. Die Verbindung erfolgt analog zu Windows.

7. Japanische Eingabe einrichten

Warum ist die japanische Eingabe unter VNC relevant?

Oft ist nach der VNC-Einrichtung die japanische Texteingabe nicht sofort möglich, was die Arbeit z.B. bei Dateinamen oder in Editoren erschwert.

Ubuntu wird oft mit englischer Sprache installiert; dann fehlt oft die japanische Sprachunterstützung. In diesem Kapitel erklären wir die nötigen Schritte.

Japanisches Sprachpaket installieren

sudo apt update
sudo apt install -y language-pack-ja

Danach Locale setzen:

sudo update-locale LANG=ja_JP.UTF-8

Nach dem nächsten Login oder Neustart wird das GUI (optional) auf Japanisch angezeigt.

Eingabemethode wählen: fcitx vs ibus

Für die japanische Eingabe stehen zwei Methoden zur Verfügung:

EingabemethodeMerkmale
fcitx-mozcLeicht, einfach zu konfigurieren, stabil unter VNC
ibus-mozcBesser für GNOME, kann unter VNC instabil sein

fcitx-mozc ist unter VNC meist zuverlässiger.

Installation und Einrichtung von fcitx-mozc

sudo apt install -y fcitx-mozc

Umgebung festlegen:

Fügen Sie dies in ~/.xprofile oder ~/.profile ein:

export GTK_IM_MODULE=fcitx
export QT_IM_MODULE=fcitx
export XMODIFIERS="@im=fcitx"

Starten Sie fcitx beim Session-Start:

fcitx &

Auch sinnvoll im ~/.vnc/xstartup:

#!/bin/sh
xrdb $HOME/.Xresources
fcitx &
startxfce4 &

Prüfen Sie nach dem Login, ob Mozc aktiv ist (fcitx-config-gtk3 o.Ä.).

Mit Alt+Leertaste oder Ctrl+Space schalten Sie den Eingabemodus um.

Häufige Probleme und Lösungen

ProblemUrsache/Lösung
IME startet nichtfcitx wurde nicht gestartet / Umgebungsvariablen fehlen
Keine Kanji-UmwandlungMozc nicht aktiviert / fcitx falsch konfiguriert
fcitx muss jedes Mal manuell gestartet werdenfcitx & fehlt in .xstartup

8. SSH-Tunnel zur Absicherung von VNC

VNC ist standardmäßig nicht verschlüsselt

VNC überträgt Passwörter und Bildschirminhalte standardmäßig unverschlüsselt – ein Sicherheitsrisiko!

Der SSH-Tunnel verschlüsselt die Verbindung und ist bei Fernzugriff unerlässlich.

Was ist ein SSH-Tunnel?

Mit SSH-Tunneling wird eine sichere Verbindung für bestimmte Ports (z.B. 5901) aufgebaut, sodass die Daten geschützt sind.

SSH-Tunnel mit Windows (PuTTY)

1. PuTTY von https://www.putty.org/ herunterladen und installieren.
2. Im Tab „Session“ die Server-IP und Port 22 eintragen.
3. Im Menü zu „Connection“ → „SSH“ → „Tunnels“ navigieren und einrichten:

  • Source port: 5901
  • Destination: localhost:5901
  • „Local“ wählen, „Add“ klicken

4. „Open“ klicken und verbinden. Nun ist der lokale Port 5901 mit dem Server-Port 5901 verbunden.

SSH-Tunnel unter macOS / Linux

Im Terminal:

ssh -L 5901:localhost:5901 benutzer@server-ip

Nach Aufbau:

localhost:5901

als Ziel im VNC-Viewer angeben.

  • Firewall: Port 22 (SSH) muss offen sein.
  • Im VNC-Client: Nicht Server-IP, sondern localhost:5901 angeben.
KriteriumBeschreibung
VerschlüsselungSchützt VNC-Verkehr durch SSH
Einfachere FirewallKein VNC-Port nach außen nötig
ZugriffsprotokollSSH-Logs überwachen unbefugte Zugriffe

9. Häufige Fehler und Lösungen

Fehler 1: Nach dem Verbinden bleibt der Bildschirm schwarz/grau

  • ~/.vnc/xstartup enthält Fehler
  • Desktop-Umgebung startet nicht korrekt

Lösung:

#!/bin/sh
xrdb $HOME/.Xresources
startxfce4 &
chmod +x ~/.vnc/xstartup
vncserver -kill :1
vncserver :1

Fehler 2: Keine japanische Eingabe/Konvertierung möglich

  • fcitx/Mozc läuft nicht
  • Umgebungsvariablen fehlen

Lösung:

export GTK_IM_MODULE=fcitx
export QT_IM_MODULE=fcitx
export XMODIFIERS="@im=fcitx"
fcitx &

Fehler 3: VNC-Verbindung ist instabil/abbrüche/langsam

  • Zu wenig Bandbreite
  • Zu hohe Auflösung/Farbtiefe

Lösung:

vncserver :1 -geometry 1024x768 -depth 16

oder SSH-Tunnel verwenden.

Fehler 4: Kein Login-Screen im VNC

Das ist Standard, da VNC eine eigene Sitzung startet. Bei Multiuser-Bedarf ggf. xrdp prüfen.

Fehler 5: VNC-Session kann nicht gestartet werden/Zugriffsfehler

  • Fehler in der Service-Datei
  • Alte PID-Dateien im Weg

Lösung:

vncserver -kill :1
rm ~/.vnc/*.pid
rm ~/.vnc/*.log
vncserver :1

Weitere Hinweise: Prüfen Sie ~/.vnc/*.log und verwenden Sie pro Nutzer eine eigene Display-Nummer.

10. Fazit

Zusammenfassung der Einrichtungsschritte

  • Voraussetzungen und Vorbereitung: Geeignete Ubuntu-Version, Desktop, SSH
  • Desktop-Umgebung: Xfce oder MATE installieren
  • TigerVNC einrichten: Zuverlässigen VNC-Server konfigurieren
  • Autostart konfigurieren: Als Systemdienst mit systemd
  • Client-Verbindung: RealVNC Viewer oder TigerVNC Viewer
  • Japanische Eingabe: fcitx-mozc, Variablen anpassen
  • SSH-Tunnel nutzen: Für sichere Verbindung
  • Fehlerbehebung: Praktische Tipps für typische Probleme

Für die weitere Nutzung

Nach einmaliger Einrichtung können Sie Ubuntu remote bedienen, fast wie lokal. Besonders nützlich für:

  • VPS-/Cloud-Ubuntu mit GUI-Desktop
  • Geteilte Umgebungen im Team (verschiedene Display-Nummern)
  • CLI-Skeptiker, die per GUI arbeiten möchten

Für Multimedia/hohe Sicherheitsanforderungen empfehlen sich Alternativen wie xrdp oder NoMachine.

Zum Abschluss

Die Einrichtung von VNC unter Ubuntu ist – auch wenn sie komplex wirkt – mit dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung gut zu meistern. Wir hoffen, dass dieser Artikel Sie bei der erfolgreichen Konfiguration unterstützt.

Bei Fragen nutzen Sie gern die Kommentare oder Social Media. Viel Erfolg und Freude mit Ihrem Ubuntu-Remote-Desktop!